Montag, 30. Juni 2014

von Anfang

Als Kind war ich nicht nur dünn, sondern zu dünn. Meine Mutter hatte viel Mühe Essen in mich rein und ein wenig Fleisch an mich dran zu kriegen. Ich habe Weißbrot mit Butter und Zucker bekommen! Trotzdem konnte man lange Zeit meine Rippen zählen. Außerdem war ich nicht nur blaß, sondern käseweiß. Ich wurde in der Grundschule "Quarkhüppel" genannt. Bis heute färbt sich meine Haut höchstens rot, aber niemals braun.

Aber ich hatte eine beste Freundin und das reicht einem als Kind. Meine Eltern haben mich geliebt und ich bin sehr behütet aufgewachsen. Meine Schwester und ich wurden streng, aber liebevoll erzogen. Soweit war alles normal und gut für mich. Ich habe, abgesehen von den üblichen Hänseleien in der Schule, eine glückliche Kindheit gehabt.

Die endete mit dem Wechsel auf die weitführende Schule. Dort habe ich angefangen mich mit anderen zu vergleichen. Und dabei habe ich nicht gut abgeschnitten. Nichts war mehr normal. Ich war nicht mehr normal. Ich war komisch, eine Außenseiterin.

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Damals habe ich angefangen exzessiv zu lesen. Regelmäßig habe ich Berge von Büchern aus der öffentlichen Bücherei nach Hause geschleppt. Ich war unglücklich und einsam. Das Eintauchen in andere, schönere und spannendere Welten hat mich die Zeit vergessen lassen.

Damals habe ich auch angefangen exzessiv Chipse zu essen. Ich hatte - und habe immer noch - ein großes Bedürfnis nach Salz. Schokolade und Nutellabrote gab es auch, klar. Der Beginn meiner über 30jährigen Sucht nach Chipsen wurde durch die Kombination "Samstagabend-Fernsehshow + eine Tüte Peng-Chipse" gelegt. Der Höhepunkt einer ansonsten ereignisarmen, oft freudlosen und demütigenden Schulwoche war, dass ich samstags lange aufbleiben und mit meinem Opa die jeweilige Spielshow (Einer wird gewinnen, Dalli Dalli, Am laufenden Band, Wetten dass...?, Verstehen sie Spaß?, usw.)  durfte.

Dazu bekam ich eine Tüte Chips gereicht. Die ich natürlich auch komplett gelehrt habe. Unter der Woche gab es eher wenig Süßes. Pudding, Kuchen,  Kartoffeln mit Soße - das schon, aber "Schnuck" war schon etwas besonderes. Den Geschmack dieser ersten Chipse werde ich nie vergessen. Sie hießen "Peng" und man findet in 80er Foren andere Süchtige, die dieser Marke hinterher trauern. Geschmacklich und von der Konsistenz ähneln sie den aktuellen "Pommels", waren aber wesentlich besser.